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GEW-Sportkommission begrüßt Forderungen der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina.

Leopoldina fordert: Tägliche Bewegungsangebote in Kitas und Schulen

Die 8. Ad-hoc-Stellungnahme der Leopoldina (06/2021) befasst sich „mit der psychosozialen und edukativen Situation von Kindern und Jugendlichen in der Pandemie und geht auch auf Aspekte der motorischen Entwicklung ein.“ Die GEW Sportkommission sieht sich in den von ihr vertretenen Positionen bestärkt und begrüßt die Unterstützung aus der Wissenschaft.

Die Coronavirus-Pandemie hat für Kinder und Jugendliche vielfältige Auswirkungen auf deren Bildung, soziale Interaktion, sozioemotionale Entwicklung, körperliche Aktivität sowie auf das psychische Wohlbefinden. Viele Betroffene werden in der Lage sein, die Auswirkungen zu überwinden. Manche dagegen werden mittel- und wahrscheinlich auch langfristig von den erlittenen Defiziten begleitet. Ungleichheiten und Entwicklungsrisiken gab es bereits vor der Corona-Pandemie in allen der o.a. Bereichen. Um diesen zu begegnen, empfiehlt die Leopoldina den Auf- und Ausbau von Unterstützungs- und Bildungsstrukturen. Diese sollten die derzeit bestehenden Ungleichheiten in Bildungs- und Entwicklungschancen nachhaltig ansprechen und nicht nur pandemiebedingte Nachteile ausgleichen, sondern die Situation im Vergleich zum Status Quo vor der Pandemie verbessern.

Die Studie bestätigt auch die Bedeutung von körperlicher Aktivität für die physische, psychische und soziale Gesundheit.  Körperliche Aktivität senkt das Risiko einer Vielzahl von chronischen Erkrankungen (z.B. Diabetes) und verringert Symptome von Depression und Ängstlichkeit. Bewegung fördert darüberhinaus den Aufbau sozialer und motorische Kompetenzen und ist ein wichtiger Faktor zum Aufbau von Resilienz. Bewegungsmangel hingegen korreliert stark mit Übergewicht und Adipositas und vielen anderen chronischen Erkrankungen (siehe auch E&W Nds. 2-2020 und E&W 2-2021).

Der Mangel an körperlicher Aktivität von Kindern und Jugendlichen war bereits vor der Pandemie groß: In Deutschland bewegten sich nur 26% der Kinder und Jugendlichen eine Stunde am Tag oder mehr mit mindestens moderater Intensität, wie von der WHO empfohlen. Dieser Bewegungsmangel hat sich während der Pandemie dramatisch verschärft.

„In Anbetracht dieser Befunde zum Mangel an körperlicher Aktivität bei Kindern und Jugendlichen und um die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation für möglichst viele Kinder und Jugendliche zu erreichen - mindestens eine Stunde moderate körperliche Aktivität pro Tag – wird empfohlen:

1. Ausbau einer bewegungsfördernden Infrastruktur für Kinder und Jugendliche sowie idealerweise täglichen Bewegungsangeboten in Kitas und Schulen und umfassende Programme zur Förderung eines gesunden Lebensstils in Kitas und Schulen (Ernährung, Schlaf, körperliche Aktivität).

2. Eine (...) frühe Diagnostik der motorischen Fähigkeiten aller Kinder und Jugendlichen (...), um Entwicklungsstörungen motorischer Funktionen rechtzeitig zu erkennen.“

Auf Grundlage der wissenschaftlichen Erkenntnisse vor und während der Pandemie empfehlt die Leopoldina weiterhin,

  • den Präsenzbetrieb in Bildungseinrichtungen weiterhin durchgängig zu ermöglichen,
  • nachhaltige Sprachförderung zum Erlernen der deutschen Sprache als festen Bestandteil der Kindertagesbetreuung und
  • zusätzliche Förderinstrumente für Schülerinnen und Schüler mit schwächeren Schulleistungen in der Primar- und Sekundarstufe.

Auch das Bundesministerium für Gesundheit hat sich dieser Problematik angenommen und gibt mit der Broschüre „Bewegungsförderung von Kindern und Jugendlichen in der Pandemie – körperliche Aktivität ermöglichen in der Lebenswelt Schule (Juli 2021)“ - den Schulen entsprechende Ratschläge für ein bewegungsfreundliches Schulklima. 

Tatsache ist: Wir hatten schon vor der Corona-Pandemie eine Krise des Bildungssystems vor allem in den Bereichen, die Kinder und Jugendliche betreffen. Die Corona-Pandemie hat sie nochmals verschärft. Die GEW Sportkommission fordert: Die Politik muss deshalb jetzt handeln und sich nicht darauf verlassen, dass nach der Pandemie schon irgendwie auf wundersame Weise alles wieder gut wird. Die Bedeutung von Bewegung, Spiel und Sport in der Schule und für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen muss weiter verstärkt thematisiert werden.

 

Thorsten Herla

Lothar Wehlitz