Durch Schulsport und Bewegung die emotional-sozialen Defizite verringern
Stellungnahme der GEW-Sportkommission zum Aktionsprogramm „Aufholen nach Corona“.
Die GEW Niedersachsen hat in der Presseerklärung vom 30.04.21 Pläne für Wochenend-Unterricht, und Millionen für private Nachhilfeinstitute abgelehnt und stattdessen die Stärkung der öffentlichen Schulen gefordert. „Es ist ein falsches Bildungsverständnis zu glauben, Wissen könne nun rasch eingetrichtert werden. Nachsitzen und pauken, um eventuell versäumten Lernstoff aufzuholen, wäre für die Schülerinnen und Schüler kontraproduktiv“, betonte die Vorsitzende Laura Pooth, „der Blick muss dabei weit über die sogenannten Kernfächer hinausgehen“.
Viele Kinder und Jugendliche haben während der Pandemie unter seelischem Stress und auch Bewegungsmangel gelitten, jetzt müssen sie auch in der Schule in ihrer ganzen Persönlichkeit gestärkt werden. Es gilt nicht nur die inhaltlichen Lerndefizite aufzuarbeiten, sondern insbesondere die emotional-sozialen Defizite und die Bewegungsdefizite der Kinder nachzuholen. Sport, Musik und Kunst als kreative und handlungsorientierte Fächer sowie die Fächer Religion und Werte und Normen als Fächer, die sich diskursiv mit dem Geschehenen auseinandersetzen, müssen dringend in die Überlegungen der Defizite eingeschlossen werden. Eine reine inhaltliche Ausrichtung an wenigen Fächern erhöht nur den Druck der Schüler*innen und greift deutlich zu kurz!
Die GEW- Sportkommission fordert daher das Kultusministerium auf, Schulen sofort wieder so zu gestalten, wie es den Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen entspricht. „(Schul-)Sport und Bewegung vermitteln nicht zuletzt Freude und Entspannung in einer abgespannten, angstbesetzten Zeit“ (E&W Nds. 1/21, S.13) – deshalb müssen sich alle bemühen, die Schule bewegter zu halten, in und nach der Corona-Zeit. Mittelfristig ist die Erteilung von 3 Stunden Sport für alle Schüler*innen an allgemein bildenden Schulen unerlässlich.
Die Mittel des Bund-Länderprogramms
- müssen erstens erheblich aufgestockt werden (zum Vergleich: Lufthansa erhält allein 9 Mrd. Zuschuss);
- sollten zweitens zur Kompensation von Lern- und Kompetenzrückständen, aber auch für den Schulsport sowie handlungsorientierte Fächer eingesetzt werden: sofort mehr Sportlehrkräfte einstellen (auch Lehraufträge für Sport-Studierende etc.), denn 80% der Jugendlichen erfüllten schon vor Corona-Zeiten nicht die Bewegungsempfehlungen der WHO von 60 Min. pro Tag
- sollten drittens auch für Schwimmkurse in der Schulzeit, in den Ferien, am Wochenende verwendet werden, um zwei Jahrgänge, bei denen der Schwimmunterricht praktisch komplett ausfiel, schwimmfähig zu machen. Dafür brauchen die Schulen Schwimmzeiten, Lehrerstunden und Geld und die Kommunen Geld für den Bau und Unterhalt von Schwimmbädern.
Vor allem die Situation von armen Kommunen und Stadtvierteln sowie von Schulen mit besonderen pädagogischen Herausforderungen muss dabei in den in den Mittelpunkt gerückt werden, sie müssen in besonderem Maße durch zusätzliches Personal und Geld unterstützt werden.
Thorsten Herla
Lothar Wehlitz