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E&W

So geht´s nicht mehr, Unterstützung und Entlastung müssen her!

Der Krankenstand in den Schulen

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat bereits 1948 Gesundheit wie folgt definiert: „Gesundheit ist der Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Freisein von Krankheit und Gebrechen. Das Erreichen des höchstmöglichen Gesundheitsniveaus ist eines der Grundrechte jedes Menschen[…].“

Von einem solchen Zustand des vollständigen Wohlbefindens und eines höchstmöglichen Gesundheitsniveaus sind die Beschäftigten der niedersächsischen Schulen weit entfernt. Die aktuelle Krankenstandstatistik des Kultusministeriums hat für das Schuljahr 2022/2023 wieder einen Zuwachs bei den krankheitsbedingten Fehltagen offengelegt. Die durchschnittliche Anzahl der Krankheitstage pro Person ist im schulischen Bereich abermals gestiegen und liegt jetzt bei 13,9 Tagen. Nach wie vor entfallen die meisten krankheitsbedingten Fehltage in den Bereich 4 bis 30 Tage. Es gab in der aktuellen Krankenstandstatistik aber auch eine starke Zunahme bei Erkrankungen von einer Dauer von 1 bis 3 Tagen.

Die vielen Berichte aus den Schulen unterstreichen die erschreckenden Krankheitszahlen und spiegeln landesweit ein einheitliches Bild wider: Auch nach Corona bleibt die Arbeitsbelastung weiterhin extrem
hoch. Durch den massiven Fachkräftemangel, die Herausforderungen durch eine immer heterogenere Schülerschaft oder das permanente Auffangen und Reagieren auf herausfordernde Situationen bei gleich-
zeitigem Fehlen von Entlastungen und ausreichenden Erholungsphasen nehmen die Belastungen derart zu,dass die Schulbeschäftigen zunehmend erkranken. Viele arbeiten dauerhaft an beziehungsweise über ihrer Belastungsgrenze. Und das ist unabhängig von der häufig als Grund herangezogenen Coronakrise seit vielen Jahren bereits so.

Dies zeigt sich auch darin, dass bestehende Beratungs- und Unterstützungsmaßnahmen wie BEM (Betriebliches EingliederungsManagement) oder CARE (Chancen Auf Rückkehr Ermöglichen) mitunter lange Wartezeiten haben und es zeitweise sogar aufgrund der enormen Nachfrage zu Aufnahmestopps kommen muss. So kann es nicht weitergehen! Wir brauchen in den Schulen sofort
• Entlastungen für alle Beschäftigten sowie
• ein starkes, tragfähiges, verlässliches Beratungs- und Unterstützungssystem im Bereich Arbeits- und Gesundheitsschutz.

Über viele Jahre hinweg wurde es versäumt, die personellen Beratungs- und Unterstützungsressourcen im Arbeits- und Gesundheitsschutz an die gestiegenen Bedarfe anzupassen. Dies muss umgehend
in allen Bereichen nachgeholt werden. Alle Standorte benötigen einen deutlichen Personal aufwuchs im Bereich der Arbeitspsychologie, der Arbeitsmedizin, der Arbeitssicherheit, der Suchtberatung und der Verwaltung, um einen ausreichenden Arbeits- und Gesundheitsschutz für die 110.000 Schulbeschäftigen zu bieten. Die nun durch den Einsatz der GEW geschaffenen vier zusätzlichen Stellen im Bereich CARE ab dem Haushaltsjahr 2024 sind ein Anfang, jedoch bei Weitem nicht ausreichend.
 

In der kürzlich veröffentlichten Krankenstandstatistik der Niedersächsischen Landesverwaltung 2022 verweist das Innenministerium (MI) darauf, dass es in dieser herausfordernden Zeit des Fachkräftemangels wichtig ist, die Arbeitsfähigkeit der Beschäftigten zu erhalten und zu fördern. Vonseiten des MI wird weiter aufgeführt: „Die Dienststellen stehen in diesem Zusammenhang vor der Herausforderung, ihre Handlungs- und Gestaltungsspielräume zu erkennen und präventiv zu nutzen. Sie können durch die Gestaltung von gesundheitsförderlichen Arbeitsbedingungen und den wertschätzenden Umgang mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen großen Einfluss auf den Erhalt, die Förderung und die Wiederherstellung von Gesundheit nehmen und gleichzeitig ihre Attraktivität als Arbeitgeber steigern.“ (vgl. Krankenstandstatistik 2022, S. 15)

Diese weitsichtige Schlussfolgerung des Innenministeriums sollte auch das Kultusministerium dringend fokussieren. Wenn in Zeiten großer und anhaltender Personalnot die im System befindlichen Kolleg*innen nicht durch entlastende und gesunderhaltende Maßnahmen gestärkt werden, wird sich die Unterrichtsversorgung zusätzlich noch drastisch verschlechtern. Daher muss es bei allen aktuellen und anstehenden Maßnahmen im Fokus darum gehen, gesundheitsfördernde Arbeitsbedingungen zu schaffen und positiven Einfluss auf den Erhalt, die Förderung und die Wiederherstellung von Gesundheit zu nehmen.

 

Dafür benötigen die Kolleg*innen unter anderem dringend weiterhin

  • die Möglichkeit, in Teilzeit arbeiten zu können,
  • die Möglichkeit, die Belastung durch Altersteilzeit reduzieren zu können,
  • eine Erhöhung der Altersermäßigung,
  • die Möglichkeit, die zunehmenden schulischen Aufgaben durch zusätzliche Anrechnungsstunden erfüllen zu können, auch bei Schulleitungen,
  • den Abbau von bürokratischem Aufwand.

Die GEW setzt sich in dieser herausfordernden Zeit auch weiterhin massiv für einen umfassenden Arbeits- und Gesundheitsschutz und die Entlastung aller Schulbeschäftigten ein. Nur so kann eine Annäherung an die eingangs formulierte Vorstellung von Gesundheit irgendwann erreicht werden, einem Grundrecht laut WHO.

 

Wir mit euch für unser Recht auf Arbeits- und Gesundheitsschutz!