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„Lehrkräfte-Gewinnungspaket“: verzweifelte Maßnahmen beheben Versäumnisse nicht / GEW will dauerhaft höhere Einstellungszahlen

Nachdem Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne am 27. Juni Pläne für ein sogenanntes „Lehrkräfte-Gewinnungspaket“ vorgestellt hatte, kritisierte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Teile davon deutlich. Keine der Notmaßnahmen wäre notwendig gewesen, wenn die Landesregierungen den Finanz- und Personalmangel in der Vergangenheit ernst genommen hätten, sagte der GEW-Landesvorsitzende Stefan Störmer.

Minister Tonne will unter anderem 730 zusätzliche Lehrkräfte gewinnen, den Quereinstieg ins Lehramt erleichtern, Referendar*innen in der Ausbildung zusätzliche Unterrichtsstunden geben sowie ältere Lehrkräfte im System halten.
„Die GEW stellt sich einer Entprofessionalisierung des Lehrberufes konsequent entgegen. Der Quereinstieg muss immer von umfassender Qualifizierung begleitet werden. Wir fordern dafür 18 Monate Zeit - mit halber Unterrichtsverpflichtung und bei voller Bezahlung“, machte Störmer klar. Aus Sicht der Bildungsgewerkschaft könnten die jeweils zur Verfügung stehenden Quereinsteigenden in den Einstellungsrunden zwar gemeinsam mit den grundständig ausgebildeten Lehrkräften aufgeführt werden, Letztere seien allerdings zu priorisieren.
Bei der Erhöhung der eigenverantwortlichen Unterrichtsverpflichtung im Referendariat um zwei Stunden kritisiert die GEW die rein ressourcenorientierten Überlegungen. „Ziel muss eine solide Ausbildung zur Lehrkraft sein. Dazu braucht es Freiräume zum Ausprobieren, die aber zudem im Rahmen einer Supervision reflektiert werden sollten“, erläuterte Störmer. Die vorgesehene Streichung der wissenschaftlichen Arbeit am Ende der Ausbildung möge ein Schritt in die richtige Richtung zu sein, erfordere es aber, die gesamte Prüfung neu zu denken und zu strukturieren. Die GEW stehe für Gespräche zur Verfügung.
„Wir begrüßen die höheren Einstellungszahlen zum neuen Schuljahr und dass die Zusatzbedarfe für Ganztag, Inklusion, Berufsorientierung und bei den besonderen Belastungen der Grundschulleitungen offenbar nicht angetastet werden sollen“, betonte der Landesvorsitzende.
Den Zuschlag für das Hinausschieben des Ruhestandes könne in der angespannten Situation etwas helfen. Zugleich verlangte die GEW jedoch die Wiedereinführung der zweiten Stunde bei der Altersermäßigung. Für reaktivierte Pensionär*innen müsse es aber bessere Zuverdienst-Möglichkeiten geben.


„Die aktuellen Not-Maßnahmen mildern die enormen Probleme insgesamt nur geringfügig. Die Unterrichtsversorgung droht zum neuen Schuljahr erneut schlechter zu werden. Trotz höherer Einstellungszahlen fehlen noch immer mindestens 7.000 Lehrkräfte und viele weitere Fachkräfte an unseren Schulen. Das resultiert aus den erheblichen Versäumnissen der Vergangenheit. Alle ehemaligen Landesregierungen tragen die Verantwortung für die unattraktiven Arbeitsbedingungen. Wer in der Landespolitik jetzt noch immer die dringend notwendige Investitionsoffensive in die Bildung verhindert, hat nichts verstanden“,

sagte der GEW-Landesvorsitzende.