Guter Arbeits - und Gesundheitsschutz führt zu besseren Arbeitsbedingungen
Die Landesdelegiertenkonferenz der Fachgruppe Real-, Haupt- und Oberschulen fand dieses Mal nicht wie gewohnt Anfang November sondern bereits am 26. und 27. September 2019 in Jeddingen statt. Die rund 50 Delegierten aus allen vier Bezirken trafen sich, um sich zu den Themen „Arbeits- und Gesundheitsschutz“ und „Arbeitsbedingungen in Real,- Haupt- und Oberschulen“ auszutauschen und zu beraten. Von gefühlten Werten in den belastenden Schulsituationen zu aussagekräftigen Daten zu kommen, wurde als langfristiges Ziel festgelegt.
Der Landesfachgruppenvorsitzende Uwe Riske begrüßte die Delegierten und besonders die Gäste und Referent*innen Holger Westphal, Ewa Kucmann und Isabel Rojas Castaneda.
Der Stellvertretende Landesvorsitzende Holger Westphal nutzte die Gelegenheit, um besonders auf die Arbeitsbedingungen im Rahmen der Inklusion einzugehen. Da über 60% der Schüler*innen mit Inklusionsbedarf an den RHO-Schulen unterrichtet werden, ist hier in den letzten Jahren ein großes Arbeitsfeld gewachsen. Deshalb ist die gute Zusammenarbeit der Fachgruppen ein weiterer Schwerpunkt in der zukünftigen Arbeit. Ebenfalls rief er dazu auf, sich nicht mit den Zugeständnissen der Landesregierung zufriedenzugeben, sondern weiter am Projekt „A13 für Alle!“ festzuhalten.
Im Anschluss daran referierten Ewa Kucmann und Isabel Rojas Castaneda zum Thema „Gefährdungsbeurteilung – gesetzlich vorgeschrieben, aber immer wieder vernachlässigt“.
In einem Mix aus Vortrag und kreativen Gruppenphasen wurde das Thema erarbeitet und aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Anschließend wurde in einer Gesprächsrunde konstruktiv über den Vortrag und die Anregungen diskutiert und verschiedene Handlungsmöglichkeiten erörtert.
Nach der Mittagspause wurden Workshops durchgeführt. Der Workshop 1 befasste sich mit dem Thema: Yoga - „Handlungstypen und leichterer Umgang in Teams“. Durchgeführt wurde dieser von Andrea Borchert, Physiotherapeutin aus Braunschweig. In 90 Minuten hatten die Kolleg*innen die Gelegenheit entspannende Übungen, die kurz und effektiv einsetzbar sind, zu lernen und anzuwenden. Diese Übungen wurden unter den Leitfragen: Wer bin ich? Wer bist Du? Wie können wir gemeinsam besser miteinander umgehen?(Menschliche Grundmuster: Beziehungs-, Sach- oder Handlungstypen und der Umgang miteinander) durchgeführt.
Der zweite Workshop befasste sich mit dem Thema „Mehr Demokratie in Schule“ und wurde von Cordula Mielke geleitet. Das Referat allgemeinbildende Schulen, in deren Leitungsteam Cordula Mielke arbeitet, hat die Aufgabe gemeinsam mit dem ehemaligen Vorsitzenden und Schulrechtsexperten Dieter Galas Vorschläge für eine veränderte Gremienstruktur mit weitergehenden Rechten zu entwickeln. Im Rahmen der AG wurden diese Vorschläge vorgestellt und diskutiert sowie kritisch bewertet. Die Ergebnisse werden in den weiteren Diskussionsprozess innerhalb der GEW-Gremien einfließen.
In einem dritten Worshop „Gesunderhaltung in der Schule –eine individuelle oder kollektive Herausforderung?“ machten Isabel Rojas und Ewa Kucman mit interessierten Kolleg*innen Belastungsquellen in der Schule aus und sprachen über kollektive Möglichkeiten der Behebung. Im Zentrum stand das individuelle Interesse nach Gesunderhaltung am Arbeitsplatz.
Allen Referent*innen wurde mit einem Präsent gedankt. Dieses wurde wie schon lange Jahre zuvor von Maud Rehbein besorgt. Für ihr langjähriges Engagement bei der Organisation der Geschenke für die Gäste der LDK-RHO wurde sie besonders geehrt.
Anschließend nutzte Sebastian Freudenberger als Fachgruppenmitglied auf Bundesebene die Gelegenheit, die Anwesenden aufzufordern sich für die bundesweite Kampagne „JA13 in der Sek. I“ zur Verfügung zu stellen.
Am Abend fanden engagierte, kollegiale und ausdauernde Gespräche im Kaminzimmer statt. Diesen bildeten den Rahmen für die Verabschiedung von Karin Peters, die nicht wieder kandidierte. Karin wurde im Rahmen einer „Quizshow im Fernsehen“ interviewt und für ihre langjährige Mitarbeit im Leitungsteam mit kleinen Präsenten überrascht.
Der Freitag begann mit dem Bericht der Landesvorsitzenden Laura Pooth. Da Laura Grund-, Haupt- und Realschullehrerin ist, kann sie die Arbeitsbedingungen und auch die Belastungen der Kolleg*innen besonders gut verstehen und nachvollziehen.
Laura Pooth sprach sich für die Solidarität der Lehrerinnen und Lehrer untereinander aus. Sie berichtet von der Arbeit des Landesvorstandes in den letzten zwei Jahren und nennt die vier Kernforderungen der GEW Niedersachsen: Recht auf Vollzeitstellen für pädagogische Fachkräfte; Anhebung von A12 auf A13; Wiedereinführung der Altersteilzeit; Neue Arbeitszeitverordnung. Erste Erfolge in den Bereichen Vollzeitstellen und A13 sind bereits zu verzeichnen, aber bis zur vollständigen Umsetzung unserer Forderungen ist es noch ein weiter Weg.
Es folgte nach einem Vortrag von Anne Kilian zum Thema „Arbeitszeit“ ein Referat von Sebastian Freudenberger zum Thema „ Sucht“. Er fordert die Fürsorgepflicht des Landes Niedersachsen ein und stellte die Dienstvereinbarung „Sucht“ vor, die in jeder Schule bekannt sein sollte, und auf die jede Schulleitung einmal im Jahr hinweisen muss. Deutlich wurde an dieser Stelle wie schwer es ist, die Betroffenen anzusprechen, weil die Kolleg*innen sich hilflos fühlen, weil es unangenehm ist, weil man sich der Verantwortung nicht gewachsen fühlt oder auch aus falsch verstandener Solidarität und Hilfsbereitschaft. Hier ist der sensible und verantwortungsvolle Umgang besonders von Schulpersonalräten gefragt. Es wurde erneut deutlich wie wichtig die Arbeit der Personalräte an den Schulen ist.
Im weiteren Verlauf der Tagung ging es um gewerkschaftliche Themen der Fachgruppe. So wurde der Geschäftsführende Vorstand mit Uwe Riske, Sebastian Freudenberger, Urte Gräper, Melanie Esters und Claudia Kiesewetter einstimmig neu gewählt bzw. bestätigt.
Inhaltlich forderten die Delegierten auf Grundlage der zahlreichen und vielfältigen Resolutionen aus den Real-, Haupt- und Oberschulen den gerade gewählten GV auf, sich für eine deutliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen an diesen Schulformen einzusetzen. Die Kolleg*innen sind nicht mehr bereit, alles hinzunehmen, was ihnen an zusätzlichen Belastungen aufgebürdet wird. Die Forderungen sind in den Resolutionen aus den Personalversammlungen im Juni klar benannt worden und zeigen dem Minister auf, wo das Kultusministerium nachbessern muss. Da kann das Sonderprogramm und die angekündigten Maßnahmen zur Entlastung doch noch nicht alles gewesen sein?!
Im abschließenden Blitzlicht wurde die Veranstaltung von allen positiv bewertet und die Kolleg*innen fuhren gewerkschaftlich gestärkt ins Wochenende und in ihre Schulen zurück.
Melanie Esters und Urte Gräper