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Schulstart: Lehrkräftemangel verschärft sich offenbar weiter / GEW-Umfrage: Schulbeschäftigte verlangen Investitionen

Nach Erkenntnissen der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Niedersachsen können zum bevorstehenden Schuljahr von den ausgeschriebenen rund 1.800 Lehrkräfte-Stellen bisher offenbar nur 80 Prozent besetzt werden. Zudem verlieren die Schulen zirka 1.900 Lehrerinnen und Lehrer, die turnusgemäß in den Ruhestand gehen. Damit verschärfe sich der ohnehin bestehende Personalmangel erneut, kritisierte die Landesvorsitzende Laura Pooth. Sie forderte, endlich die Ausbildungskapazitäten in der niedersächsischen Lehramtsausbildung entsprechend dem Bedarf auszubauen. Zum 30. August 2021 verlassen gerade einmal etwas mehr als 1.400 Absolventinnen und Absolventen die niedersächsischen Studienseminare. Auch die befristeten Stellen und Stundenaufstockungen für pädagogische Fachkräfte sowie in der Schulsozialarbeit, die zur Unterstützung in der Corona-Pandemie geschaffen wurden, sollen nach dem Willen der GEW umgehend zu Dauerstellen werden.

„Der Fachkräftemangel an vielen Schulen nimmt dramatische Formen an. Zum Schuljahresbeginn konnten längst nicht alle ausgeschriebenen Stellen für Lehrkräfte besetzt werden. Aktuell werden außerdem rund 500 junge Lehrkräfte weniger die niedersächsischen Studienseminar verlassen als in Pension gehen. Die verschiedenen Landesregierungen der Vergangenheit haben es verschlafen, genug Ausbildungsplätze zu schaffen und alle Lehrkräfte gleichermaßen gut zu bezahlen. Daher haben insbesondere die Schulformen mit niedrigerer Besoldung und die Berufsbildenden Schulen nun erhebliche Personalprobleme“, kritisierte die Landesvorsitzende Laura Pooth bei der Pressekonferenz der GEW zum Schuljahresbeginn 2021/22.  
Die neuen Stellen aus den Corona-Fördertöpfen, mit denen die Kollegien entlasten werden sollen, müssen aus Sicht der GEW entfristet werden. „Die erhebliche Überlastung war vor Corona schon belegt, nun kommen noch die Folgen der Pandemie bei den Kindern als Herausforderungen für die Schulbeschäftigten hinzu. Die Schulen benötigen jede Stelle auf Dauer, um die Belastungen spürbar zu senken. Gesundheitsschutz geht weit über Hygienemaßnahmen hinaus“, führte Pooth aus.  

Ihr Stellvertreter Holger Westphal forderte außerdem eine landesweite Übersicht, welche Klassenräume noch mit Luftreinigungsanlagen auszustatten seien. Dabei solle das Kultusministerium mit den kommunalen Spitzenverbänden zusammen arbeiten. Auch eine Aufstellung der unterschiedlichen Fördertöpfe für die Schulen solle erstellt werden. „Die Schulbeschäftigten haben oft schlicht keine Zeit, die Fördermöglichkeiten zusammen mit dem Schulträger bis ins Detail zu durchdringen. Bürokratiearme Verfahren sind hier dringend nötig“, forderte er. 

Bei der Pressekonferenz präsentierte der GEW-Landesverband zudem erste Ergebnisse einer Mitgliederumfrage aus dem August 2021. Von den 2.028 Teilnehmenden gaben 77 Prozent an, dass der Gesundheitsschutz an ihrer Schule durch Luftfilteranlagen verbessert werden solle. 27 Prozent der Befragten schrieben, dass es noch immer an Waschbecken, Seife und Einmalhandtüchern mangele. 43 Prozent gaben darüber hinaus an, noch Fortbildungsbedarf beim Unterrichten mit digitalen Medien zu haben. 74 Prozent berichteten, gestresster zu sein als vor Corona. Dennoch machten 79 Prozent der Befragten ihre Arbeit gerne.

GEW-Umfrage: Schulbeschäftigte verlangen Investitionen (pdf)