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Schulen: GEW kritisiert dramatisch schlechte Unterrichtsversorgung und Einstellungszahlen – 7.000 Lehrkräfte fehlen / „Sofortmaßnahmen notwendig!“

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Niedersachsen kritisiert die mit 97,4 Prozent niedrigste Unterrichtsversorgung seit 2002 - ebenfalls 97,4 Prozent -scharf. In den Hauptschulen liegt der Wert bei sogar nur 93 Prozent, an den Förderschulen bei dramatischen 90,8 Prozent. Die kommissarischen GEW-Landesvorsitzenden Sabine Kiel und Holger Westphal forderten daher die sofortige Verbesserung der Rahmenbedingungen für das Lehramt – und nicht erst in der kommenden Legislaturperiode. Die Einstellungszahlen seien ebenfalls dramatisch schlecht, betonten beide.

„Die Unterrichtsversorgung geht in den Keller. Krankheitsfälle sind dabei noch gar nicht mitgerechnet. Von den mit Vertretungsreserve ungefähr notwendigen 107 Prozent liegt Niedersachsen meilenweit entfernt. Die Not in den Schulen wird immer größer, weil die Landesregierung weitgehend untätig geblieben ist“, sagte der kommissarische Landesvorsitzende Holger Westphal.

Erneut konnten lediglich 80 Prozent der ausgeschriebenen Stellen für Lehrkräfte besetzt werden. Aktuell waren es 960 von 1.200, im September 2021 rund 1.600 von 2.000 Neueinstellungen. Doch selbst diese Zahlen seien beschönigend: „Hier werden offenkundig immer nur so viele Stellen ausgeschrieben, wie halbwegs besetzt werden können. Und nicht einmal das gelingt mittlerweile mehr. Mit solchen Nebelkerzen muss auch endlich Schluss sein“, kritisierte Westphal. „Wer in jeder Einstellungsrunde lediglich die Zahl der Neueinstellungen nennt und diese mit den Pensionierungen verrechnet, verschleiert trickreich den eigentlichen Stellenbedarf“, betonte Westphal.„Es bleibt unattraktiv, in Niedersachsen Lehrkraft zu werden. Dies ist das Hauptversäumnis der aktuellen Regierungskoalition“, betonte er. Besonders die Stellen an Haupt-, Real-, Ober- und Grundschulen schreckten die jungen Menschen ab, weil dort monatlich rund 400 Euro weniger verdient werde als an den anderen Schulformen.

„Der Kultusminister hat nun offenbar endlich die langjährige Forderung der GEW nach gleicher Bezahlung aller Lehrämter aufgenommen. Jetzt muss es die nächste Stufe zu A 13 oder E 13 für alle geben“, betonte der kommissarische Landesvorsitzende. Danach müsse es ein Sofortprogramm zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für alle Schulbeschäftigten geben, verlangten Westphal und Kiel.

„Der Fachkräftemangel in der Bildung nimmt schon seit mehreren Jahren dramatische Formen an, ohne dass mit diesem Umstand ehrlich und zukunftsweisend umgegangen wird“, sagte die kommissarische Landesvorsitzende Sabine Kiel. „Die Arbeitszeitkommission des Kultusministeriums hatte schon 2018 ihren Bericht zu Personalmangel und Überstunden vorgelegt. Dabei wurde klar, dass an den Grund- und Gesamtschulen sowie den Gymnasien zusammen 3.600 zusätzliche Lehrkräfte nötig sind. Auf alle Schulformen hochgerechnet fehlen damit mindestens 7.000 Lehrerinnen und Lehrern - von den weiteren Fachkräften ganz zu schweigen. Jährlich bauen die Kollegien daher Millionen von Überstunden auf, die in der Folge ersatzlos verfallen“, kritisierte sie. Diese Praxis müsse angepackt und dürfe nicht beschönigt werden.