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Niedersachsen will Schulklassen durcheinanderwürfeln / GEW: „Minister muss Kürzungs-Erlasse sofort zurücknehmen!“

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fordert Kultusminister Grant Hendrik Tonne auf, umgehend zwei Erlasse vom 23. Juni 2020 zurückzunehmen. Durch diese Vorschriften sollen im kommenden Schuljahr Klassen zusammengelegt und bestimmte Lehrkräftestunden („Poolstunden“) verringert werden. Auf Drängen der GEW arbeitet das Kultusministerium offenbar seit dem Morgen des 25. Juni daran, die Erlasse zurückzunehmen.

„Die Kürzungs-Erlasse zu den sogenannten Poolstunden und die neue Zusammenstellung von Klassen müssen unverzüglich zurückgenommen werden“, forderte die GEW-Landesvorsitzende Laura Pooth. Die Schulen warteten dringend auf konkrete Pläne des Kultusministeriums für unterschiedliche Infektionslagen im neuen Schuljahr. Stattdessen erhielten sie nun weniger Lehrkräftestunden und die Verpflichtung, schon bei leicht sinkenden Schülerzahlen Klassen zusammenzulegen.

„Werden Mindestgrößen unterschritten, müssen Schülerinnen und Schüler neu gemischt werden, erhalten andere Mitschüler und Lehrkräfte, verlieren den sozialen Zusammenhalt. Schulklassen werden durcheinandergewürfelt, was fatal ist. Gerade in Corona-Zeiten ist dieses Handeln höchst unvernünftig“, kritisierte Pooth. Würden beispielsweise aktuell noch 92 Kinder in 4 Klassen unterrichtet und zum neuen Schuljahr 3 Schüler verlieren (Sitzenbleiben, Abschulung, Umzug etc.), entstünden nur noch 3 Klassen.

Werden zudem Poolstunden gekürzt, müssen viele Kinder in den Jahrgängen 5 bis 10 auf Zeiten verzichten, in denen sich Lehrkräfte um ihre Förderung oder den Zusammenhalt in der Klasse kümmern. „Diese Maßnahme schadet den Kindern und den Schulbeschäftigten gleichermaßen, ihre Gesundheit wird aufs Spiel gesetzt. Das Ganze dient wohl nur dazu, die Unterrichtsversorgung schönzurechnen. Der Fetisch 100 Prozent Unterrichtsversorgung muss endlich weg, weil er genau zu solchen Streichungen führt. Das Motto ist: Wenn Stunden gekürzt und Klassen zusammengelegt werden, fällt der Lehr- und Fachkräftemangel an den Schulen einfach weniger auf“, sagte die GEW-Landesvorsitzende.

UPDATE: Noch am Nachmittag des 25. Juni hat Kultusminister Tonne auf Drängen der GEW und der Oppositionsfraktionen die Änderung des Klassebildungserlasses zurückgenommen.