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Ganzheitliche Bildungsangebote statt Millionengelder fürs Nachsitzen / Pooth: „Schuljahr nur freiwillig wiederholen“

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Niedersachsen lehnt Pläne für Wochenend-Unterricht und „Sommerschule“ ebenso ab wie Millionensummen für private Nachhilfeinstitute. Stattdessen fordert sie die Stärkung der öffentlichen Schulen und ganzheitliche Bildungsangebote in den großen Ferien. Das von Bundesbildungsministerin Anja Karliczek geplante Nachhilfe-Aktionsprogramm soll aus Sicht der Bildungsgewerkschaft zur Förderung der niedersächsischen „LernRäume“ verwendet werden. Dabei handelt es sich um ein freiwilliges, außerschulisches Bildungs- und Freizeitangebot für Schülerinnen und Schüler, die aufgrund der Pandemie besondere Unterstützung brauchen.

„Bundesmittel dürfen keinesfalls dazu dienen, privaten Nachhilfe-Unternehmen Millionensummen in die Kassen zu spülen. Unsere Schulen benötigen diese Ressourcen, um die Kinder und Jugendlichen bei der Aufarbeitung des Erlebten unterstützen zu können“, sagte die GEW-Landesvorsitzende Laura Pooth mit Blick auf die zu erwartenden Pläne der Bundesbildungsministerin. „Im Klartext: Wir brauchen mehr Beschäftigte in den Schulen und zudem ganzheitliche Bildungsangebote in den Ferien“, forderte sie. In Niedersachsen habe sich 2020 das Programm „LernRäume“ bewährt. Dieses solle erneut eingerichtet und vom Kultusministerium gefördert werden.

„Insbesondere gilt es nun, emotional-soziale Defizite aufzuarbeiten. Und das wird Monate dauern. Es ist ein falsches Bildungsverständnis zu glauben, Wissen könne nun rasch eingetrichtert werden. Nachsitzen und pauken, um eventuell versäumten Lernstoff aufzuholen, wäre für die Schülerinnen und Schüler kontraproduktiv“, betonte Pooth. Das aktuelle Schuljahr solle zudem nur freiwillig wiederholt werden, um Benachteiligte nicht weiter zu stigmatisieren. Grundsatz müsse das automatische Übergehen in die nächste Jahrgangsstufe sein.

„Noten können in dieser Ausnahmesituation lediglich als Orientierung für die Eltern und ihre Kinder dienen. Sie sagen über die aktuellen psychischen Belastungen jedoch nur wenig aus. Die Schulsozialarbeit muss daher ebenso ausgebaut werden wie das gesamte Beratungs- und Unterstützungssystem. Außerdem brauchen die Schulen ausreichend Freiheiten, um flexibel mit den Stundentafeln umzugehen. Der Blick muss dabei weit über die sogenannten Kernfächer hinausgehen und die ganzheitliche Entwicklung der jungen Menschen in den Fokus nehmen“, führte die GEW-Landesvorsitzende aus.