Schuljahresbeginn 2024/2025
Die Schule brennt / GEW erwartet erste Löschmaßnahmen
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) verlangt von der Niedersächsischen Landesregierung ein aktives Handeln zur Verbesserung der Unterrichtsversorgung. Aus Sicht der Bildungsgewerkschaft verwaltet das Land weiterhin nur passiv die Missstände, statt die vorliegenden Verbesserungsvorschläge einer Feuertaufe zu unterziehen.
Obgleich die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) am 1. August 2024 mit den Höhergruppierungen der Grund-, Haupt- und Realschullehrkräfte sowie Fachpraxislehrkräften und der Schulleitungen kleiner Grundschulen einen großen Erfolg zu verzeichnen hat, bleiben noch etliche Probleme in den Schulen ungelöst. Bei ihrer Pressekonferenz zum Schuljahresbeginn 2024/2025 benennt die Bildungsgewerkschaft verschleppte Baustellen im gesamten System Schule. „Die Besoldungsanpassungen waren längst überfällig und werden Niedersachsen langfristig vor einer Abwanderungswelle bewahren“, äußert sich der GEW-Landesvorsitzende Stefan Störmer. Dennoch ist die Bildungsgewerkschaft besorgt, da eine deutliche Verbesserung der Unterrichtsversorgung trotz dieses Erfolges nicht in Sicht ist.
Die dauerhafte Belastung in den Schulen führt beispielsweise dazu, dass gerade einmal jede fünfte Lehrkraft bis zur gesetzlichen Altersgrenze mit 67 Jahren im Schuldienst tätig ist. (Stefan Störmer)
„Dauerbrenner wie die beunruhigende Abbrecherquote, kontinuierlich ansteigende Krankenstände, vorzeitige Pensionierungen und sich häufende Teilzeitanträge sind keine kleinen Strohfeuer mehr. All das sind offensichtliche Faktoren eines um sich greifenden Flächenbrandes. Allen Akteuren sollte mittlerweile klar sein, dass die Schule lichterloh brennt“, sagt Stefan Störmer in Hinblick auf das neue Schuljahr. Statistisch betrachtet sehen die Zahlen deckend aus. In Wirklichkeit lastet jedoch viel zu viel Arbeit auf wenigen Schultern und das treibt wiederum die Krankenstände seit Jahren in die Höhe. Die dauerhafte Belastung in den Schulen führt beispielsweise dazu, dass gerade einmal jede fünfte Lehrkraft bis zur gesetzlichen Altersgrenze mit 67 Jahren im Schuldienst tätig ist. Neue Stellenausschreibungen orientieren sich hingegen nicht am Bedarf, sondern lediglich an der prognostizierten Bewerber*innenanzahl. Die GEW sieht auf Grundlage des IST-Zustandes akuten Handlungsbedarf im Bereich Lehrkräftebildung sowie dem Ausbau und Aufwuchs der Studienplätze. „Sowohl die Abbrecherquote während des Studiums als auch dass seit Jahren durchschnittlich ein Drittel der Absolvent*innen kein Referendariat antreten und sogar 20 Prozent (also jeder Fünfte) dem Schuldienst ganz den Rücken kehrt, könnte durch grundlegende Maßnahmen eingedämmt werden. Erst dann, wenn die Rahmenbedingungen von Anfang bis Ende stimmen, lassen sich neue Kräfte im System binden und es bleibt auch kein Bestandspersonal auf der Strecke“, betont der Bildungsexperte.
Wenn die Landesregierung jedoch mehr als nur das Mindestmaß leisten möchte, muss sie Maßnahmen ergreifen, die die Kapazität steigern (Stefan Störmer)
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft fordert die Niedersächsische Landesregierung auf, Verbesserungen an bisherigen Maßnahmen, die sich überwiegend auf das Bestandspersonal beziehen, angemessen in die Wege zu leiten. Neben der Aufstockung von personellen und finanziellen Ressourcen im Bereich Arbeits- und Gesundheitsschutz, gilt es insbesondere die regionale Umverteilung zukünftig besser zu währleisten und Stellenausschreibungen bedarfsdeckend zu setzen. „Wenn die Landesregierung jedoch mehr als nur das Mindestmaß leisten möchte, muss sie Maßnahmen ergreifen, die die Kapazität steigern“, so Störmer. „Speziell zum Thema Lehrkräftegewinnung sind zahlreiche Vorschläge von uns auf den Tisch gelegt worden. Wir brauchen keine weiteren Dialogforen, die einzelnen Vorschläge müssen jetzt schnell auf ihre Wirksamkeit geprüft und - bei positivem Befund - umgesetzt werden. Für Löscharbeiten ruft man schließlich die Feuerwehr und nicht den Architekten.“