Arbeitszeitstudie mit 300 Schulen
Kurz- und langfristige Strategie in Sachen Arbeitszeit
„Es gibt mehr Handlungsmöglichkeiten als den Klassenfahrtsboykott", erklärte der Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Eberhard Brandt am heutigen Montag. Heute organisiert der Landesschülerrat eine landesweite Beratung für eine weitere Großdemonstration für Klassenfahrten.
Kurzfristig versucht die GEW mit der Kultusministerin in Gespräche über einen Kompromiss zu kommen, der die aktuellen Streitigkeiten in Sachen Arbeitszeit der Lehrkräfte beendet. Auch Kultusministerin Heiligenstadt hat in der letzten Woche bilaterale Gespräche bestätigt. Der Landesvorstand der GEW hatte im Sommer beschlossen, die Landesregierung zu Verhandlungen aufzufordern, um einen für beide Seiten tragbaren Kompromiss zu erreichen.
Arbeitszeitstudie stößt auf große Resonanz
Kollegien von 300 Schulen aller Schulformen haben Interesse bekundet, ab Ostern an der Arbeitszeitstudie teilzunehmen, die von Sozialwissenschaftlern der Universität Göttingen durchgeführt wird. Damit ist das seitens der GEW ausgegebene Ziel von 100 Schulen deutlich übertroffen. „Durch die große Studie bekommen wir verlässliche Erkenntnisse über die vor- und nachgelagerten Tätigkeiten außerhalb der Unterrichtsverpflichtung", erwartet die Stellvertretende Landesvorsitzende Laura Pooth. „Die Studie erstreckt sich über ein Jahr, um die Arbeitszeit vollständig zu erfassen. Die 300 Kollegien zeigen ein großes Engagement. Es sind viele Lehrkräfte dabei, die keine Mitglieder der GEW sind. Die GEW wird diese Studie begleiten und das Thema Arbeitszeit von Lehrkräften in der öffentlichen Debatte halten", so Laura Pooth.
Parallel zur Arbeitszeitstudie unterstützt die GEW eine Normenkontrollklage von zwei Gymnasiallehrkräften vor dem Oberverwaltungsgericht in Lüneburg, die sich u.a. auf die Ergebnisse der Pilotstudie zur Arbeitszeit am Gymnasium Tellkampfschule in Hannover stützt.
Arbeitszeit politischer angehen
Die GEW wird die politische Dimension des Themas Arbeitszeit und Arbeitsbelastung stärker in den Vordergrund stellen und so zu einer Versachlichung des Konflikts beitragen. „Entscheidend für die Arbeitsbelastung ist die Anzahl der Stellen, die zusätzlich für die Umsetzung der Inklusion und die volle Ausstattung des Ganztages eingerichtet werden", betont der GEW-Landesvorsitzende. „Die Landesregierung hat den Kultusetat schon erheblich erhöht, aber in der nächsten Legislaturperiode ist nochmals eine deutliche Steigerung notwendig." Kultusministerin Heiligenstadt hat gemeinsam mit Ministerpräsident Weil festgestellt, dass für den Kultusetat zusätzlich 1,787 Mrd. Euro aufgebracht werden müssten, um eine auskömmliche Finanzierung der zusätzlichen Aufgaben in den Schulen sowie eine gute Personalausstattung der frühkindli¬chen Bildung zu ermöglichen. Bundesweit sind nach den Berechnungen einer von der Landesregierung beauftragten Gruppe von Bildungsexperten 20 Mrd. Euro zusätzlich für die Bildung notwendig - Mittel die durch einen neuen Zuschnitt der Steuerverteilung und des Soli erbracht werden können. Dieser Kurswechsel in der Steuerpolitik ist für die GEW unbedingt notwendig.
Die GEW wird diese Forderung bis in den Landtagswahlkampf hinein massiv unterstützen. Zugleich erinnerte Brandt an die gewerkschaftliche Kritik an der Schuldenbremse. „Wir warnen dringend davor, die finanzielle Ausstattung von Bildung und Wissenschaft vom konjunkturellen Auf und Ab abhängig zu machen oder sie auf dem Altar der Schuldenbremse zu opfern." Die GEW hält den Antrag der CDU-Fraktion für in sich widersprüchlich, im Schulgesetz die Arbeits¬zeiterhöhung rückgängig machen zu wollen. „Wer die Schuldenbremse schon 2017 einführen will statt 2020, hat weniger Geld für Bildung zur Verfügung und produziert Kürzungen der Etats des Kultus- und des Wissenschaftsministeriums."