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Schulungen

Schulpersonalrätekonferenz der GEW Wesermarsch

Am 1. März versammelten sich auf Einladung des GEW-Kreisverbandes Wesermarsch 25 Schulpersonalräte der allgemeinbildenden Schulen des Landkreises zu einer Konferenz in Rodenkirchen.

Am 1. März versammelten sich auf Einladung des GEW-Kreisverbandes Wesermarsch 25 Schulpersonalräte der allgemeinbildenden Schulen des Landkreises zu einer Konferenz in Rodenkirchen, auf der aktuelle Probleme in den Schulen besprochen wurden. Für den Kreisvorstand der GEW begrüßte Heiko Pannemann die Referentin Wencke Hlynsdóttir vom Schulbezirkspersonalrat.

Bei den Berichten aus den Schulen stellte sich heraus, dass die meisten Schulen deutlich unter der angestrebten 100%igen Unterrichtsversorgung liegen. Darunter leiden zuerst die Fördermöglichkeiten. Die dafür vorgesehenen Stunden entfallen oft als erstes, insbesondere der Sprachförderunterricht kann an einigen Schulen gar nicht mehr erteilt werden. Ausgeschriebene neue Stellen für Lehrkräfte können vielfach nicht besetzt werden, oft gibt es nicht einmal Bewerbungen. Das liegt u.a. an den viel zu geringen Kapazitäten für die Ausbildung neuer Lehrkräfte. Verstärkt werden daher sogenannte Quereinsteiger eingestellt, die keinerlei pädagogische Ausbildung haben und neben ihrer Unterrichtsverpflichtung qualifiziert werden sollen. Sie haben einen Hochschulabschluss in einem Fachgebiet und dürfen nur in diesem Fach eingesetzt werden. Da aber die Qualifizierungsangebote beschränkt sind, können einige zunächst gar nicht an diesen Weiterbildungskursen teilnehmen. In dieser Zeit können sie aber in allen Fächern unterrichten. Welche Logik dahinter steckt, bleibt rätselhaft. Mittlerweile sind 60% der neu eingestellten Lehrkräfte Quereinsteiger_innen.

 An einigen Standorten versucht man den Personalmangel mit Abordnungen von anderen Schulen zu beheben. Da es aber an keiner Grundschule Personalüberhänge gibt werden nun vermehrt Lehrkräfte aus den weiterführenden Schulen an Grundschulen abgeordnet, was sowohl für die betroffenen Lehrkräfte als auch für die Schulen nicht einfach umzusetzen ist und zu Problemen führt. Manchmal werden die notwendigen Stunden auf mehrere Personen verteilt, die abgeordnet werden. Das erschwert die Arbeit an den unterversorgten Schulen zusätzlich, auch wenn es aus Sicht der abgebenden Schulen verständlich ist. Auch dort herrscht ja kein Überfluss an Unterrichtsstunden und die vielfältigen außerunterrichtlichen Aufgaben müssen durch entsprechendes Lehrpersonal erledigt werden.

Aufgrund der knappen Personalressourcen gibt es an den Schulen keinerlei Reserven, mit denen Erkrankungen von Lehrkräften aufgefangen werden können. Bedenklich ist die Zunahme längerfristiger Erkrankungen, für die es keinerlei Ersatz gibt. Große Probleme gibt es wenn die ohnehin viel zu geringen Stunden der Förderschullehrkräfte im Rahmen der inklusiven Beschulung wegen Erkrankung ausfallen.

Wencke Hlynsdóttir gab zu den vorgetragenen Problemen Hinweise und Erläuterungen und notierte sich die vorgetragenen Missstände, um sie im Schulbezirkspersonalrat und bei der Landesschulbehörde zur Sprache zu bringen. Allerdings ist dort die missliche Lage vieler Schulen bekannt, Abhilfe wäre nur durch zusätzliche Lehrkräfte möglich. Die gibt es aber nicht. Es mangelt also nicht am Geld für neue Stellen, sondern an ausgebildeten Pädagogen. Hier rächen sich die Versäumnisse der letzten Jahre, die auf die Schnelle nicht zu beheben sind. Wichtig wäre auch die Attraktivität des Lehrerberufs zu steigern. In Niedersachsen ist z.B. die Bezahlung der Lehrkräfte im Vergleich zu anderen Bundesländern am geringsten, daher wandern etliche ausgebildete Lehrkräfte nach dem Studium in Bundesländer mit besseren Bedingungen ab. Ein besonderes Problem bleibt die Versorgung mit Lehrkräften im ländlichen Raum.
Die Referentin ging anschließend auf die Novelle des Schulgesetzes ein. Die neue Landesregierung hat hier angesichts der Probleme mit der inklusiven Beschulung nicht Maßnahmen ergriffen, um die Situation zu verbessern, sondern folgt der im Wahlkampf von der CDU erhobenen Forderung eines Moratoriums. Die Förderschulen L sollen auf Antrag der Schulträger weiterhin bestehen bleiben und an den Schulen mit Kindern mit besonderem Förderbedarf können Sonderklassen eingerichtet werden. Diese erneute Aussonderung widerspricht dem Gedanken der inklusiven Beschulung eklatant.

Die Flexibilisierung des Einschulungsalters entspannt die Situation sicher und wird von der GEW begrüßt. Dagegen ist die Rückverlagerung der Stunden, mit denen Lehrkräfte in den Kitas Sprachförderunterricht gegeben haben, durchaus kritisch zu sehen. Die Landesregierung versucht hier verzweifelt Lehrerstunden zu generieren, um den eklatanten Mangel an den Grundschulen zu mildern. Die Kehrseite ist aber dass diese Sprachförderung nun von den Fachkräften in den Kitas erfolgen soll, die dafür in der Regel aber nicht entsprechend bzw. nur mangelhaft ausgebildet sind. Und an den Grundschulen muss dann keine Sprachförderung mehr erfolgen, weil das ja bereits in den Kitas stattgefunden hat…

Viel Unruhe hat es an den Oberschulen gegeben wegen der Besetzung von A-13-Stellen. Oft war unklar, nach welchen Kriterien das geschah. Zudem herrscht an diesen Schulen zunehmend der Zustand, dass die gleiche Arbeit von unterschiedlich bezahltem Personal erledigt wird.

Diskussionsbedarf gab es wegen der oft zu hohen Belastung der Teilzeitkräfte im Vergleich zu den Vollzeitkräften. Der neue Erlass bietet hier zwar mehr Möglichkeiten und gibt Hinweise, verbleibt aber im Ungefähren und Unverbindlichen. Hier kommt es darauf an den Schulen Verhandlungen mit der Schulleitung zu führen und im besten Fall zu Dienstvereinbarungen mit dem Schulpersonalrat zu kommen.

Abschließend wies Wencke Hlynsdóttir auf die neue Struktur im Schulbezirkspersonalrat hin. Dort hat man sich darauf geeinigt die Betreuung der Schulen nicht mehr nach Schulformen zu organisieren, sondern nach dem Regionalprinzip. Wencke ist also künftig für alle Grund, Förder- und Oberschulen in der Wesermarsch zuständig. Das erleichtert ihr die Arbeit, weil sie durch die Schulungen und Konferenzen Einblick in die Probleme dieser Schulen hat und die Schulpersonalräte auf diesen Tagungen kennen gelernt hat. Und für die Schulpersonalräte der Wesermarsch ist es auch einfacher eine Ansprechpartnerin im SBPR zu haben, die ihnen bereits bekannt ist.

Die Tagung endete mit einem gemeinsamen Mittagessen. Der Kreisvorstand bedankte sich bei Wencke mit einem Gesteck für ihren Vortrag und ihre Beratung, und die versammelten Schulpersonalräte verabschiedeten sie mit herzlichem Applaus. Die nächste Veranstaltung dieser Art findet am 24. Mai statt, dann wieder in Sürwürden.

Abschließend wies Heiko Pannemann darauf hin, dass auf der 1.-Mai-Kundgebung des DGB in Nordenham die Landesvorsitzende der GEW Laura Pooth als Hauptrednerin sprechen wird. Er rief insbesondere deswegen zur Beteiligung an dieser Kundgebung auf und der GEW-Kreisvorstand wird alle Lehrkräfte noch entsprechend darauf hinweisen.