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Meldungen aus der Wesermarsch

Lehrkräfte im Gespräch mit Karin Logemann (SPD): Überlastung abbauen!

Am 3. Juli trafen sich auf Einladung der GEW-Kreisverbände Ammerland und Wesermarsch einige Lehrkräfte mit der SPD-Landtagsabgeordneten Karin Logemann, um ihr mit Schilderungen aus dem Schulalltag deutlich zu machen, worin die mittlerweile allseits akzeptierte und durch wissenschaftliche Studien belegte dauerhafte Überlastung der Lehrkräfte an allen Schulformen begründet ist. Thematisiert wurde der zunehmende bürokratische Aufwand, der die eigentliche Aufgabe guten Unterricht durchzuführen, immer mehr behindere.

Karin Logemann wies darauf hin, dass es im Kultusministerium einen Arbeitskreis für die Entlastung der Lehrkräfte von bürokratischen Pflichten gebe und bat darum eine Auflistung der Dinge zu erhalten, die nach Meinung der Gesprächsteilnehmer verzichtbar seien und durch ihren Wegfall zu einer Entlastung im Schulalltag führen. Verschärft wird die Situation an den Schulen dadurch, dass immer häufiger neu ausgeschriebene Stellen nicht besetzt werden können. Das betrifft insbesondere den ländlichen Raum und ist auch dadurch bedingt, dass in den letzten Jahren viel zu wenige Lehrkräfte ausgebildet wurden. Gegenwärtig ist es zudem so dass durch die Vereinheitlichung der Studiendauer immer mehr Student_innen als Ziel die Ausbildung zur Gymnasiallehrkraft anstreben, auch weil man dann später im Beruf mehr verdient bei einer kürzeren Arbeitszeit. Notwendig ist also nicht nur der Ausbau der Studienkapazitäten, sondern eine Angleichung der Besoldung einheitlich nach A13 und eine Reduzierung der Arbeitszeit insbesondere der Grundschullehrkräfte, forderten die Teilnehmer. Ebenso sei die versprochene Wiedereinführung der Altersermäßigung ab 55 Jahren endlich umzusetzen.

Ein besonderes Thema war die Überlastung der Pädagogischen Mitarbeiterinnen, die vielfach dazu herangezogen werden Unterrichtsausfall abzumildern und oft viel zu große Gruppen betreuen. Nachdenklich machte die Schilderung einer Quereinsteigerin über die bürokratischen Hindernisse, die sich in ihrem Fall auftürmten. Die Einstellung von diesen Fachkräften ohne pädagogische Vorbildung soll dazu dienen, den Mangel an ausgebildeten Pädagogen auszugleichen.

Eine deutliche Entlastung für die Schulen wären mehr Sekretärinnen-Stunden und die häufigere Präsenz von Hausmeistern. Das fällt zwar in die Zuständigkeit der Schulträger, aber die sind in der Regel finanziell schlecht gestellt, so dass dafür eine Unterstützung der Kommunen notwendig wäre.

Karin Logemann hatte ein offenes Ohr für die Nöte und Sorgen der Lehrkräfte, einige Schilderungen aus dem Schulalltag machten sie sehr nachdenklich. Es wurde ihr deutlich gemacht dass es sich nicht um extreme Einzelfälle handele, sondern dass viele der geschilderten Missstände mittlerweile den Alltag der Lehrkräfte präge. Karin Logemann stellte die Frage, weshalb dagegen nicht energischer protestiert werde. Durch interne Darstellung der Probleme etwas zu erreichen, habe man aufgegeben, weil sich doch nichts ändere, berichteten die Lehrkräfte. Die Angst vor einer negativen Außendarstellung der Schule verhindere oft einen Protest, der auch von der Öffentlichkeit wahrgenommen werde. Und schließlich haben sowohl einige Lehrkräfte als auch Schulleitungen bereits die Erfahrung machen müssen, dass ihre öffentliche Thematisierung der Probleme zu einer Zurechtweisung durch die vorgesetzte Behörde geführt habe.

Der Fokus der Landesregierung liegt auf einer Absicherung des Kernunterrichts. Das bedeutet, dass gegenwärtig vielfach die den Schulen zustehenden Förderstunden nur in geringem Umfang oder sogar gar nicht erteilt werden. Damit trifft es die Schwächsten in der Gesellschaft. Die Absicherung der Unterrichtsversorgung geschieht angesichts von zunehmenden kurz- und langfristigen Erkrankungen von Lehrkräften mithilfe von Überstunden, die in der Regel von Teilzeitbeschäftigten geleistet werden. Damit wird die tatsächliche Notlage aber nur kaschiert. Ein Abbau dieser Überstunden in einem überschaubaren Zeitraum ist oft nicht umsetzbar. Es müssen also gewaltige Anstrengungen unternommen werden, um mehr Lehrkräfte zu gewinnen. Das wird nicht von heute auf morgen gehen, aber ein weiterhin zögerliches Vorgehen sei nicht hinnehmbar, wurde geäußert.

Karin Logemann war dankbar für den Informations- und Meinungsaustausch und sagte zu, auch künftig für solche Gespräche zur Verfügung zu stehen. Die GEW bedankte sich bei der Landtagsabgeordneten und wird dieses Angebot gerne wahrnehmen.