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Gregor Gysis Auftritt im Ratsgymnasium Stadthagen: Sonderapplaus vom Publikum

Gregor Gysi hat im Ratsgymnasium Stadthagen sein Buch „Was Politiker nicht sagen“ vorgestellt. Der Vollblutpolitiker konnten sich über viel Zuspruch seitens des Publikums freuen.

Stadthagen. Ein Leben ist zu wenig“, hat Gregor Gysi seine Autobiografie genannt. Eineinhalb Stunden sind zu kurz, um dieses wechselvolle Leben zu erfassen. Als Veranstalter konnten sich die GEW, das Kulturzentrum Alte Polizei und der Förderverein ehemalige Synagoge über den großen Zuspruch freuen, den der Auftritt des Rinderzüchters, Volljuristen und Vollblutpolitikers der Partei „Die Linke“ in der Aula des Ratsgymnasiums fand.

Und das Nachkriegskind aus Berlin, Jahrgang 1948, war nicht allein in die Lehranstalt gekommen. Hans-Dieter Schütt machte eine Art Stichwortgeber. Ein Blitzableiter war nicht nötig, nicht einmal, als mit Unwort die Rede war von so einer dunkelhäutigen Puppe, mit der der Knabe so gerne gespielt haben will. Lauter gelacht wurde, als es in einer der zahlreichen Anekdoten an einer Theke um „zwei Kurze“ ging, also um ihn und Norbert Blüm (CDU). Selbstironie ist eine von Gysis besonderen Stärken. Außerdem ein langer Atem.

Mehrheit und Wahrheit

„Was Politiker nicht sagen“, ist Gysis jüngstes Werk betitelt. Der Grund? „Weil es um Mehrheiten und nicht um Wahrheiten geht.“ Als überzeugter Demokrat weiß Gysi, dass das Mehrheitsprinzip im Parlament nicht zur Disposition steht. Seine Kritik zielt auf die Art, wie von Politikern und Parteien, meist in einer Koalition liiert, um Zustimmung einer Mehrheit in der Bevölkerung geworben wird. Die Wahrheit wäre da zu viel des Unguten.

Nach der Wahl ist eben vor der Wahl, Wahlkampf ist Prinzip, im Internetzeitalter mehr als ehedem. Deshalb mangele es so oft an echter Vorsorge und an Weitblick, was Naturgewalten anbelangt, den Schutz der Ressourcen und die Überwindung sozialer Ungerechtigkeit. „Als Chef der Regierung würde ich…“ Da muss er selbst lachen. Nächstes Stichwort! Nächste Zerreißprobe!

Gysi sorgt sich um die Demokratie

In die Geschichtsbücher ist Gregor Gysi bereits als letzter Vorsitzender der SED eingegangen. Er hat in Ämtern und Funktionen Hass erlebt und Hoffnung geweckt. Er will Anwalt sein, manchmal noch beruflich, meist jedoch im politischen Kräfte- und Konfliktfeld als Interessenvertreter der Schwächeren. Um die Demokratie macht er sich Sorgen, nicht nur wegen der Erfolge der Rechtspopulisten vom Schlage der AfD. Sonderapplaus.

„Keine Noten!“, hatte GEW-Mann Friedrich Lenz vorab versprochen. Aber dass Gregors mündliche Leistungen besser waren als die jüngsten schriftlichen Auslassungen, das kann man schlecht „nicht sagen“ nach der Lektüre und dem Auftrittserlebnis.