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Mitgliederversammlung der GEW Schaumburg mit dem neuen Landesvorsitzenden Stefan Störmer

Der Kreisverband Schaumburg macht den „Schulalltag unter Coronabedingungen“ zum zentralen Thema der diesjährigen Mitgliederversammlung und gibt dem neu gewählten Landesvorsitzenden die Gelegenheit, sich vorzustellen.

Bereits vor der Mitgliederversammlung der GEW Schaumburg war Stefan Störmer den ganzen Tag in Schaumburg unterwegs. Am Vormittag hatte er zusammen mit dem Kreisvorsitzenden Friedrich Lenz die IGS Schaumburg in Stadthagen besucht und sich dort Zeit für eine Diskussionsrunde mit den Kolleg*Innen genommen. Am Nachmittag besuchten beide die Synagoge.

Auf der Mitgliederversammlung gab Stefan Störmer dann zunächst einen kleinen Abriss seines eigenen Werdeganges als Einleitung zu der Diskussionsrunde zum „Schulalltag unter Coronabedingungen“. Er hatte während seiner Studienzeit im Krankenhaus gearbeitet und spannte so den Bogen zum 1. Lockdown und der Be- und Überlastung des Gesundheitswesens.

Stand der Dinge:

  • Erster Abschnitt der Pandemie: Probleme für das Gesundheitswesen;  ganz besonders die Versorgung der Kranken hatte oberste Priorität; Angst vor Ansteckung, Sorge um die Pflegekräfte
  • Dann, im zweiten  Pandemie-Abschnitt: Viele Nachfrage an die GEW zu den Impfungen und dessen mögliche Gefährdungen für uns.
  • Ziemlich zeitgleich natürlich auch die Sorge, dass das Bildungssystem Schaden nimmt: Es gibt keine ausreichende Digitalisierung, keine vernünftigen Konzepte für die Beschulung in der Pandemie, Kreativität ist gefragt.
  • Im dritten derzeitigen Abschnitt: Weitere Öffnung nach außen, Versuch zur langsamen Rückkehr zur „Normalität“

Die anwesenden Kolleg*Innen ergänzten ihre persönlichen Erfahrungen:

  • durch die nun vermehrte  Unterstützung der Eltern waren im Primarbereich teilweise sogar gute Fortschritte festzustellen: Beispielsweise lernten die Erstklässler durch die häusliche Übung schneller lesen und bekamen insgesamt mehr Unterstützung in allen Bereichen durch häusliche eins zu eins Betreuung als vorher.
  • Besonderer Vorteil war dann auch das Lernen in Kleingruppen im Primarbereich!
  • An den weiterführenden Schulen war dies schwieriger: Die Schüler duckten sich eher weg und erledigten Aufgaben nicht.

Dies lag nicht unbedingt an fehlenden Endgeräten oder an der mangelnden Unterstützungsbereitschaft in bildungsfernen Haushalten, sondern auch an der mangelnden Einsatzbereitschaft der Eltern auch in den bildungsnahen Haushalten!

Fazit der Ausführungen der Mitglieder: Ein entschleunigtes individuelles Lernen hat eindeutig Vorteile aufgezeigt. Die bildungsfernen Schichten unserer Gesellschaft sind am schlechtesten mit der Situation zurecht gekommen.

Das Fazit von Stefan Störmer zum Thema lautete: Die Corona Pandemie hat nur das Brennglas auf die bereits vorhandenen Missstände im Schulsystem gebracht: 

  • Fehlende oder unzureichende und nicht durchdachte Digitalisierungskonzepte
  • Fachkräftemangel und unzureichender Augenmerk auf den weiteren Ausbau von multiprofessionellen Teams
  • Lehrkräftemangel allgemein
  • Keine Zeiten für gemeinsamen Austausch von Fachkräften, Klassenlehrer*Innen und  Fachlehrer*Innen untereinander   

Für eine Verbesserung der derzeitigen Situation sah Stefan Störmer die Entschleunigung als ein Gebot, keine Sommercamps, sondern Ruhe, denn Lernen braucht Zeit! Ferner sollten die Kerncurricula verschlankt und nicht erweitert werden. Auch müsse die  Lehrerausbildung reformiert werden und der Lehrerberuf Anerkennung und mehr Wertschätzung erfahren.

Im letzten Teil der Runde berichtete Stefan über den Koalitionsvertrag und die Gespräche, die er mit den jeweiligen Vertretern der Parteien (außer mit der AFD) geführt habe.

Er zeigte sich erstaunt darüber, dass die meisten Forderungen der GEW  darin enthalten sind und wertete dies als gutes Zeichen für deren Umsetzung! Die Zeit ist dabei ein Faktor, der unsere Geduld wohl weiterhin etwas auf die Probe stellen wird. Ebenso müssen die Feinheiten in Verhandlungen geregelt werden.

Unter anderem sind dies: 

  • A13/E13 soll es nicht nur für neue Kolleg*Innen, sondern auch für die Bestandskolleg*Innen geben
  • Die Lehrer*Innenausbildung wird überarbeitet: mehr Praxis, keine schriftliche Examensarbeit im zweiten Teil der Ausbildung