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Welche Fragen müssen wir uns stellen, wenn wir unsere Kinder und Jugendlichen auf das digitale Zeitalter vorbereiten wollen?

Der Autor und Pädagoge Gottfried Böhme war jahrelang am Evangelischen Schulzentrum in Halle (Saale) tätig und ist studierter Philosoph und Germanist. Bereits im Jahr 2020 machte er seine Kritik an der Digitalisierung des Unterrichts in seinem Buch „Der gesteuerte Mensch? Digitalpakt Bildung - Eine Kritik.“ deutlich.

Lernen als soziale Interaktion zu begreifen, sei die Grundvoraussetzung für Unterricht, so Böhme. Computer und digitale Lerninhalte können die psychosozialen aber auch motorischen Bedürfnisse der Kinder und Jungendlichen nicht erfüllen. Böhme verwies auf Untersuchungen, die zeigen, dass z.B. die Entwicklung des Gehirns in direktem Zusammenhang mit Bewegung steht. Er warf die Frage auf, wie Jugendliche, die als Kinder nie gebastelt haben, später handwerkliche Berufe bei ihrer Berufswahl in Betracht ziehen sollen, da ihnen die Erfahrung fehlt, etwas mit den eigenen Händen hergestellt zu haben.

Er warnt davor, dass die großen Tech-Firmen derzeit versuchen, Zugriff auf den Bereich Schule zu erlangen. Die Individualisierung, die dort vorgegaukelt werde, habe mit echter individueller Entwicklung nichts zu tun. Denn diese setze intensiven und persönlichen Kontakt voraus, um am und mit dem Gegenüber zu reifen. Auch werde Kreativität und Nutzen „neuer“ Wege nicht gefördert.      

Die Rolle der Lehrkraft dürfe im Unterricht nicht zum Beiwerk verkommen. Die Lehrkraft soll als Moderator und Impulsgeber, gemeinsames Denken und Argumentieren ermöglichen, um zusammen Probleme zu lösen.

Daher muss stets die zentrale Frage gestellte werden, wozu wir digitale Medien im Unterricht nutzen wollen und ab welchem Alter welche Medien für Kinder und Jugendliche geeignet sind. „Der Inhalt bestimmt das Medium für den Einsatz im Unterricht“, so Böhme.  „Der Lehrende muss sich zunächst fragen: Welche Inhalte halte ich für das Alter der mir anvertrauten Kinder für sinnvoll, welche davon möchte ich vermitteln und welche Medien setze ich zur adäquaten Umsetzung dazu ein“, so Böhme.