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Kurzbericht der Tagung Jeddingen 2017

Wichtige Impulse für eine Neuorganisation der Schulaufsicht aus der Diskussion bei der Landes-Delegiertenkonferenz der FG Schulbehörden.

Wie viel Schulaufsicht braucht die Eigenverantwortliche Schule?

Wichtige Impulse für eine Neuorganisation der Schulaufsicht aus der Diskussion bei der Landes-Delegiertenkonferenz der FG Schulbehörden

Das Kultusministerium wollte 2016 über eine Online-Befragung erfahren, welche Tätigkeiten im Arbeitsalltag von Lehrkräften als besonders herausfordernd oder belastend empfunden werden. Von den über 90.000 Lehrerinnen und Lehrern, Schulleiterinnen und Schulleitern sowie pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an allgemein bildenden und berufsbildenden Schulen haben sich schließlich etwa 10.000 beteiligt, Bewertungen abgegeben und eigene Verbesserungsvorschläge gemacht.

Die in der Niedersächsischen Landesschulbehörde arbeitenden Kolleginnen und Kollegen mussten erleben, dass ihre Arbeit in der öffentlichen Kurzfassung einer Auswertung besonders stark kritisiert wurde. Da die Rückmeldungen unscharf blieben und in der Regel nicht identifiziert werden konnte, welchem Dezernat und welcher Berufsgruppe die Leviten gelesen werden sollten, hinterlässt das Ergebnis der Abfrage einen durchweg faden Beigeschmack und bietet wenig Konkretes. Das gesicherte Gefühl, dass die Behörde Prügel für die Entscheidungen des Ministeriums einstecken musste, macht sich breit.

Zum Thema Wie viel (und welche) Aufsicht braucht die Eigenverantwortliche Schule? trafen sich am 24. und 25. Oktober 2017 Delegierte aus ganz Niedersachsen zur 58.

Landesdelegiertenkonferenz in Jeddingen. Ausbilder*innen am Studienseminar, Beschäftigte des NLQ und schulfachliche Dezernenten*innen sowie Berater*innen der NLSchB folgten gebannt einem Vortrag von Dr. Ulrich Heinemann, der sich aktuell als einer der wenigen wissenschaftlich mit der neuen Rolle der Schulaufsicht auseinandersetzt, und diskutierten über seine starken Ideen.

Auffallend war die NICHT-Teilnahme von aktiven Kollegen*innen aus der Regionalabteilung Osnabrück der NLSchB. Über die Gründe kann man nur spekulieren, aber anscheinend traut man sich dort nicht oder es wird nicht gern gesehen, wenn einmal im Jahr für gewerkschaftliche Arbeit Sonderurlaub genutzt wird.

Das deutsche Bildungssystem ist veraltet und unbeweglich, beklagt der

Bildungsexperte Ulrich Heinemann. Das Bewusstsein der Menschen, die in der Schulaufsicht arbeiten, so Heinemann in Jeddingen, wird seit einem Jahrzehnt geprägt durch

„Rollenunklarheit, Überlastung und das Gefühl mindergeschätzt an den Rand gedrängt, ja (durch verschiedene Umstrukturierungsüberlegungen) institutionell gefährdet zu sein“. Der Spagat zwischen der von der Führung der Schulbehörde postulierten Servicehaltung gegenüber Kunden (!) und der weiterhin gültigen Allzuständigkeit in allen schulfachlichen und schulrechtlichen Belangen bei gleichzeitigem Personalabbau hinterlässt zunehmend mehr demoralisierte Dezernenten*innen und Berater*innen.

Die Rolle der Schulaufsicht ist hochaktuell. In ihrer Koalitionsvereinbarung verabreden SPD und CDU dieser Tage, die Landesschulbehörde als Dienstleister für die Schulen neu zu organisieren und serviceorientiert weiterzuentwickeln. Zudem soll eine engere Anbindung an das Ministerium realisiert werden.

Kann eine Kultusbehörde die Herausforderungen im Bereich Bildung über einen Service realisieren oder brauchen, möglicherweise wünschen sich die in den Schulen arbeitenden Menschen eine fachlich und personell gut ausgestattete, unterstützend arbeitende Schulaufsicht?

Dr. Ulrich Heinemann hat seinen Jeddinger Vortrag für eine Veröffentlichung in der E & W zur Verfügung gestellt. Seine präzisen Analysen und provokanten Thesen sind aus unserer

Sicht ein wichtiger Beitrag zu einer notwendigen und anstehenden Auseinandersetzung zur Rolle der Schulaufsicht auch innerhalb der GEW Niedersachsen.

Manfred Kück, 2. Vorsitzender GEW FG Schulbehörden