Zum Inhalt springen

GEW-Umfrage: Schulbeschäftigte blicken mit Sorge auf Schulstart / Pooth fordert mehr Stellen und Investitionsoffensive

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) verlangt angesichts der Corona-Krise mehr Personal und bessere Ausstattung für die Schulen. Von den 2.338 ausgeschriebenen Posten der aktuellen Einstellungsrunde für Lehrkräfte konnten beispielsweise mehr als 10 Prozent nicht besetzt werden, berichtete die GEW-Landesvorsitzende Laura Pooth bei einer Pressekonferenz. Der tatsächliche Bedarf liege allerdings bei 2.800 Einstellungen. Darüber hinaus präsentierte die GEW ihre neue Umfrage „Schule in Corona-Zeiten“, die neben der beruflichen Überlastung der Schulbeschäftigten in Niedersachsen auch deren Sorgen in Bezug auf Hygiene und Gesundheit aufzeigt.

„Bei der derzeitigen Einstellungsrunde wurde selbst die eigens niedrig angesetzte Hürde gerissen. Tatsächlich wären rund 2.800 Stellenausschreibungen notwendig gewesen, um den echten Bedarf auszuweisen“, stellte Pooth fest. Das Land tue einfach viel zu wenig für die Attraktivität des Lehrberufs und beschönige den Mangel. „Solange immer nur so viele Stellen ausgeschrieben werden, wie annähernd zu besetzen sind, wird auch der eigentliche Investitionsbedarf nicht deutlich“, erläuterte die GEW-Landesvorsitzende. Das Land müsse sich ehrlich machen, um dann eine Investitionsoffensive zu starten. Bildung dürfe nicht erst im Wahlkampf wieder eine Rolle spielen. „Corona zeigt die Versäumnisse wie durch eine Lupe“, sagte sie.

Dies gilt ebenso für die Räumlichkeiten und deren Ausstattung, wie aus der neuen GEW-Umfrage (6. bis 20. Juli 2020) mit 2.726 teilnehmenden Schulbeschäftigten hervorgeht. 60 Prozent gaben dabei an, sich mit Blick auf das neue Schuljahr um ihre Gesundheit zu sorgen. Im Homeoffice befindliche Lehrkräfte arbeiteten nach eigener Einschätzung rund 20 Prozent mehr als vor Corona, im Präsenzunterricht eingesetzte 29 Prozent mehr. Schulleitungen berichteten sogar von 50 Prozent Mehrarbeit.

29 Prozent der Befragten gaben zudem an, dass es an ihrer Schule noch immer nicht ausreichend Waschbecken, Seife und Einmal-Handtücher gibt. Bei der Digitalisierung fehlt 48 Prozent die technische Ausstattung und 61 Prozent eine Fortbildung für die Gestaltung des Lernens mit digitalen Medien. Dennoch machten 89,5 Prozent der Teilnehmenden ihre Arbeit gerne. „Die Motivation ist nach wie vor hoch – trotz der enormen Belastung“, fasste Laura Pooth zusammen.

Als eine Sofortmaßnahme forderte sie Vollzeitstellen für 500 pädagogische Fachkräfte, die bisher in Zwangsteilzeit von 80-Prozent arbeiteten und bereits Anträge dazu gestellt hätten. „Das bringt im Handumdrehen rechnerisch 100 Vollzeiteinheiten. Es scheitert nur am Geld, das nicht bereitgestellt wird“, berichtete die Landesvorsitzende. Vor allem aber müsse insgesamt mehr Personal ins System. „Damit wurde schon viel zu lange gewartet, das fällt uns jetzt auf die Füße. Es braucht umgehend eine Investitionsoffensive, damit das System Schule auf künftige Krisen vorbereitet werden kann“, betonte die GEW-Landesvorsitzende.