Freiwilliges Distanzlernen zu kurzfristig und zu kurz gedacht
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) begrüßt die Einsicht der Landesregierung, dass in Niedersachsens Schulen mehr für den Infektionsschutz getan werden muss. Ministerpräsident Stephan Weil hatte am 10. Dezember im Landtag die Ausweitung des freiwilligen Distanzlernens auf die gesamte Woche vom 14. bis 18. Dezember angekündigt. Danach können Eltern ihre Kinder in der Woche vor den Ferien zu Hause lernen lassen und müssen dies lediglich bei den Schulen melden. Die Maßnahme soll zur Verringerung der Kontakte beitragen.
„Auch der Ministerpräsident hat wohl eingesehen, dass der Infektionsschutz in den Schulen endlich verbessert werden muss. Doch wir fragen uns, warum das nicht schon vor den Herbstferien erkannt wurde. Jetzt kommt die nächste Plan-Änderung, die zwar gut gemeint, im Detail jedoch schlecht gemacht ist“, kritisierte die GEW-Landesvorsitzende Laura Pooth in einer ersten Reaktion auf die Rede des Ministerpräsidenten und die anschließend verschickten Schreiben des Kultusministeriums.
„Das freiwilliges Distanzlernen soll offenbar Versäumnisse beim Arbeits- und Gesundheitsschutz an den Schulen beheben. Es beschert den Schulbeschäftigten widersprüchliche Regelungen und erneut doppelte Arbeit“, sagte sie.
Die GEW lehnt in der Woche vor den verlängerten Ferien insbesondere die Durchführung von Klassenarbeiten und Klausuren (mit Ausnahme der Abschlussprüfungen) ab, zu denen die Schülerinnen und Schüler wieder in die Klassen einbestellt werden sollen. „Distanzlernen mit zeitweiser Anwesenheit für Klassenarbeiten ist in jeder Hinsicht Unsinn. Das muss sofort ausgesetzt werden“, forderte Pooth. Geringer besetzte Klassen, die mehr Abstand und Hygiene ermöglichen, seien grundsätzlich nur mit kleineren Gruppen möglich. „Zu kurzfristige Maßnahmen, die zu kurz gedacht sind, werden wieder auf dem Rücken der Schulbeschäftigten ausgetragen“, bemängelte die GEW-Landesvorsitzende und forderte zeitnahe Entlastungen für die Betroffenen.
„Bei seiner Rede hat der Ministerpräsident verschwiegen, dass er und seine Landesregierung erneut keine Investitionsoffensive für Schulen, Hochschulen und Erwachsenenbildung eingeplant haben. Für die Bildung heißt das: Die Mängelwirtschaft geht weiter und die Aussicht auf Besserung bleibt eine Illusion“, betonte Pooth.