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Eure Kinder sind euch doch wichtig, oder?

Herbsttagung der Landesfachgruppe RHO beschäftigte sich mit den Themen „Entwicklung von Gewerkschaftskampagnen“ und was Schule wachsendem Rechtsextremismus entgegensetzen muss.

Die diesjährige Landesdelegiertenkonferenz („Herbsttagung“) der Landesfachgruppe Real-, Haupt- und Oberschulen (RHO) fand am 1. und 2. November 2018 in Jeddingen statt.

Am ersten Tag arbeitete Wolfgang Nafroth, PR-Berater aus Bad Zwischenahn, mit den Delegierten an der Frage: Wie kann man unsere Themen in die Kollegien und in einem zweiten Schritt in die Öffentlichkeit tragen? 
Er kritisierte begründet aber auch humorvoll die Praktik, Informationen am Schwarzen Brett in den Schulen zu „beerdigen“.
 „Wenn den Aushang dann vier Wochen lang niemand gelesen hat, wird er entweder endlich abgenommen oder einfach was drüber gehängt, das dann auch wieder keiner zur Kenntnis nimmt!“, so Nafroth. Seine Ideen und Erfahrungen, zum Beispiel durch „Weihnachstmanndemos“ oder „Post its am Spiegel“ Beschäftigte in Betrieben und Unternehmen zu erreichen, lassen sich sehr einfach auch auf den Bereich Schule übertragen.

In Arbeitsgruppen wurden praktisch Materialien und Ideen entwickelt, um Kolleginnen und Kollegen vor Ort in den Schulen beispielsweise für die Teilnahme an Demonstrationen oder Personalratswahlen zu mobilisieren.
Manchmal muss man aber auch in die Öffentlichkeit gehen, um für unsere Themen zu werben. Wie man mit wenig Aufwand wirksam werden kann, erarbeiteten die Delegierten an konkreten Beispielen aus ihrem Alltag. So sorgte die Idee einer Umfrage in einer Fußgängerzone zur Fragestellung: Wie viele Frauen schaffen es in einer 15 Minuten Pause, eine Toilette zu benutzen? für Erheiterung. Hintergrund ist, dass an einer Realschule nur ein einziges Damenklo existiert. 
Wolfgang Nafroth machte Mut, auf diese Art und Weise tätig zu werden und erklärte, dass sich solche kampagnenartigen Aktionen auch überregional und landesweit einsetzen lassen.

Am zweiten Tag informierte Laura Pooth in ihrer Funktion als Landesvorsitzende der GEW über den Stand zu A13 / E 13 an Grundschulen und im Sekundarbereich I. Sie betonte, dass die Hebung der Besoldung ein wichtiger Baustein zur Steigerung der Attraktivität des Lehrerberufs ist. 
Bezogen auf den nun vorliegenden Abschlussbericht der Arbeitszeitkommission führte sie aus, dass es an der Zeit sei, seitens des Landes konkrete Maßnahmen zu ergreifen, die notwendig sind, um die Belastungen der Kolleginnen und Kollegen zu reduzieren.
Hierfür ist es jedoch auch erforderlich, als Gewerkschaft die Themen Bezahlung und Entlastungen weiter durch Aktionen in die Öffentlichkeit zu tragen und „am Kochen zu halten“.

Im Anschluss führten die beiden Referenten der Arbeitsstelle Rechtsextremismus und Gewalt (ARUG) und des Weser-Aller-Bündnis: Engagiert für Demokratie und Zivilcourage (WABE) in das Thema „Was kann und muss Schule wachsendem Rechtsextremismus entgegensetzen?“ ein.

Die lebhafte Diskussion wurde um die Arbeit an praktischen Fallbeispielen ergänzt. Es wurde schnell deutlich, dass es sich um ein Thema handelt, mit dem sich die Landesfachgruppe weiter auseinandersetzen will. Daher hat die Landesfachgruppe RHO Veranstaltungen zu diesem Thema für das Jahr 2019 geplant, um Kolleginnen und Kollegen aufzuklären und ihnen den Rücken zu stärken. Unter anderem wird es dann um das angekündigte Meldeportal der AfD gehen.

Selbstverständlich wurde auch über den Umgang mit rassistischen und rechts-populistischen Äußerungen im Unterricht und im Umfeld von Schule gesprochen. Einig waren sich sofort alle Anwesenden, dass man als Pädagogin bzw. Pädagoge hinsehen und reagieren muss. Es ist wichtig, Haltung zu zeigen und sich entschieden gegen rechte Tendenzen zu stellen - nicht zuletzt als positives Beispiel für die Schülerinnen und Schüler. 
Entscheidend ist, sich im Kollegium Verbündete zu suchen, über Probleme und Vorkommnisse aktiv zu sprechen, nicht verschweigen, sondern aufdecken, anpacken und gemeinsam für Demokratie und Menschlichkeit handeln!

Ein kulturelles Highlight bot Isabel Rojas Castañeda, die als Vorsitzende der Landesfachgruppe Gesamtschulen zu Gast war. Sie trug ihren Poetry Slam von der Demo am 13. September in Hannover „Es reicht!“ über die Arbeitsbelastung der Kolleginnen und Kollegen im Schulalltag vor und erhielt dafür erneut viel Beifall, Lob und Anerkennung.

Auch die Fachgruppe Grundschulen war durch Susan Bartels de Pareja bei der Herbsttagung vertreten. Diese Form der Zusammenarbeit fanden die Delegierten bereichernd und freuten sich zu hören, dass auch im nächsten Jahr wieder Gäste anderer Fachgruppen eingeladen werden. Vernetzt an gemeinsamen Themen zu arbeiten soll auf diese Weise langfristig etabliert werden.

Zur Verabschiedung dankte der Fachgruppenvorstand allen Beteiligten und Gästen für den informativen Austausch und die offene und produktive Atmosphäre.

Wir freuen uns auf ein Wiedersehen in Jeddingen im Herbst 2019.  

 

Melanie Esters und Sebastian Freudenberger
Mitglieder im Leitungsteam der Landesfachgruppe RHO