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Bewegungsmangel von Kindern und Jugendlichen: Auswirkungen von Adipositas und Corona

Die Folgen des dramatischen Bewegungsmangels und von falscher Ernährung sind Übergewicht (2020: 14 bis 17 Jahre: insgesamt ca. 15 Prozent; ca. 8,5 Prozent adipös). Der Anstieg übergewichtiger Kinder beginnt mit dem Eintritt in die Schule (!) und erhöht sich, je älter sie werden. Die verordneten Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie haben die Situation - besonders für Kinder - zusätzlich verschärft.

Die Auswirkungen des Lockdowns für die sportliche Aktivität beschreibt der 4. Deutsche Kinder- und Jugendsportbericht (4. DKJSB) so (hier Auszüge):

  • Kinder und Jugendliche bewegen sich im Alltag zu wenig. 80 Prozent der Jugendlichen erfüllen die Bewegungsempfehlungen der WHO (60 Minuten pro Tag) nicht. Die Ursachen sind vielfältig, zum Beispiel: Abnahme von Freiflächen, fehlende Vorbilder, gewandelte Familienformen, Anonymisierung, Sozialstatus, Migrationshintergrund, zum Teil fehlende Bewegung in Ganztagsschulen, chronische Erkrankungen / Adipositas
  • Bewegungsmangel hat Folgen für die motorische Leistungsfähigkeit, die deutlich geringer als in früheren Jahren ist. Dies kann Auswirkungen auf die körperliche sowie seelische Gesundheit haben.
  • Kinder und Jugendliche wachsen immer mehr mit digitalen Medien auf. Das mit dem Medienkonsum einhergehende Sitzen (geringer Energieumsatz) scheint problematisch.
  • Sport und Bewegung wirken positiv auf die kognitive Leistungsfähigkeit. Wirksam sind vor allem Programme, die körperliche und koordinative Anforderungen kombinieren („Bewegte Schule“ etc.).
  • Sport und Bewegung müssen auch chronisch kranken Kindern und Jugendlichen zugutekommen, denn dies führt zu psychischer Stabilisierung, Steigerung der Lebensqualität sowie sozialer Integration.
  • „Physical Literacy“ als Leitprinzip eines gesundheitsorientierten Kinder- und Jugendsports (s.u.).

Die GEW-Sportkommission unterstützt die Handlungsempfehlungen des 4. DKJSB

  • Bewegungsanreize im Alltag ausbauen
    Bewegungsumwelt attraktiver gestalten; gut organisierte Sportprogramme vermehrt anbieten; Sportanlagen für alle zugänglich machen; Wege zu Schulen und Freizeiteinrichtungen so entwickelt, dass sie sicher sind und körperlich aktiv zurückgelegt werden können
  • System Schule anpassen
    Die kognitive Leistungsfähigkeit über Sport und Bewegung fördern; Schulsport ausbauen; Programme, die körperliche und kognitive Anforderungen kombinieren, systematisch in das System Schule integrieren; Erfüllen der Stundentafel Sport sowie Reduktion des Anteils fachfremd erteilten Sportunterrichts
  • „Physical Literacy“ leben
    Physical Literacy ist einen ganzheitlicher Ansatz der Bewegungsförderung, in dem neben Partizipation, motorischen Fähigkeiten und Fertigkeiten auch Motivation und Selbstwirksamkeit zusammengefasst werden; gesundheitsorientierter Kinder- und Jugendsport in Deutschland sollte sich verstärkt an diesem Konzept orientieren.

Näheres siehe auch E&W Nds. 2-2020 und E&W 2-2021